GEORG FRITSCH ANTIQUARIAT BERNHARD STEINER

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AUSTRIA DREI – JUNI 2024

 

 

 

1       Schiele, Egon - Gütersloh, (Albert) Paris von. Egon Schiele. Versuch einer Vorrede. (Wien, Rosenbaum 1911). Breit Kl. 8°. 12 Blatt mit 9 ganzseitigen Abbildungen auf Tafeln. OBr. EURO 2 800,00

Die erste Einzelpublikation über den Künstler, zu seiner Ausstellung in der Galerie Miethke erschienen, zugleich erste selbständige Veröffentlichung des wenig älteren Malerdichters. Einer der besten Texte, die je über Schiele, zudem aus großer Nähe nach dem wichtigen Jahr 1909, verfasst worden sind. Das verschollene Bild 'Delirien' ist hier abgebildet, weiters Selbstbildnisse und Doppelselbstbildnisse, mittlerweile mit anderen Bezeichnungen versehen, Besitz Fritz Grünbaum, die Studie zum Bildnis Eduard Kosmack u.a. Der hintere Innendeckel mit dem Stempel der Buchhandlung Richard Lányi in der äußeren Kärntner Straße, gegenüber dem Café Museum, unweit der Akademie. Gütersloh (1887-1973), von Schiele mehrmals portraitiert, einmal ohne Kopf, war auf der Kunstschau 1909 erstmals hervorgetreten und hat weiters den bedeutendsten expressionistischen Roman in Österreich 'Die tanzende Törin' (1911 bei Baumhauer, Berlin und gekürzt 1913 bei Georg Müller, München) publiziert. Die Buchhandlung von Richard Lányi in Wien, mit dem Vertrieb von Eintrittskarten zu den Vorlesungen von Karl Kraus betraut, später mit dem Verlag der Zeichnungen von Schiele als Postkarten (Flesch-Brunningen, Charles Peguy, Arthur Rössler, Arnold Schönberg u.a.) beschäftigt, hat 1917 die erste Mappe mit Lichtdrucken nach Aquarellen Schieles herausgebracht, die einzige mit seiner Signatur. Der Katalog XIV von Christian M. Nebehay (Egon Schiele. Frühe Werke und Dokumentation. 1968) übernimmt Farbe und Format dieser Publikation. - Nahezu unsichtbare Restaurierung eines minimalen Schadens im Deckel. Sehr selten.

 

     

2       Aglaja. Eine Philosophie für das schöne Geschlecht. Frankfurt am Main, Georg Ludwig Macklot 1795. 8°. Gestochenes Titelblatt (Schweyer). 110 S. Marmorierte Papierdeckel der Zeit. EURO 250,00

1. und einzige Ausgabe. 'Der Grundriss einer Philosophie für Damen ist flach und trocken. In einigen anderen Aufsätzen herrscht viel süßliche Tandeley (Allgemeine Literatur-Zeitung 1796, Nr. 1); 'mit einer elenden Vignette'. Das anonyme Gedicht 'Ermunterung an Lesbien' wird von einem zeitgenössischen Rezensenten gleichfalls als 'allerelendeste holperichste Reimerei' abgetan: Winke mir mit Rosenmunde / Zu der Liebe Vorgefühl, / Bald schlägt dann die Schäferstunde, / wenn du winkst mit Rosenmunde, / Und ich heische nicht zu viel . - Hayn/G. I,32; Bibliotheca Büloviana II.2, Seite 305. Deckel und Titelei fleckig. Sehr selten.

 

 

 

3       Alonso, Dámaso. Söhne des Zorns. Gedichte. Berlin Frankfurt, Suhrkamp (1954). Kl. 8°. 124 S. OPp. OUmschl. (Rudolf Kroth). (= Bibliothek Suhrkamp XXII). EURO 98,00

1. deutsche Ausgabe der von Karl August Horst übersetzten Gedichte (ausführliches Nachwort), dem Hauptwerk des spanischen Dichters und Gelehrten (1898-1990), der Anfang der 20er Jahre in Berlin gelebt hatte, mit dessen eigenhändiger Widmung an Rüdiger Kampmann, Bonn 1958. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

4       Artaud, Antonin. Le pèse-nerfs suivi des fragments d'un journal d'enfer. Édition ornée d'un frontispice par André Masson. Marseille, Les Cahiers du Sud 1927. 8°. 80 S. 3 Bl. OKt. OUmschl. (= Collection Critique 5). EURO 250,00

1. Ausgabe, eines von 500 numerierten Exemplaren auf gewöhnlichem Papier. Deutsch erst 1961 als 'Nervenwaage' erschienen.

 

 

 

5       - Lotringer, Sylvère und Gaston Ferdière. Antonin Artaud und der gute Mensch von Rodez. Sylvère Lothringer im Gespräch mit Gaston Ferdière. (Wien) Schlebrügge (2002). 8°. [66] S. mit Abbildungen. Illustr. OBr. (Franz West). EURO 38,00

1. deutsche Ausgabe, nahezu neuwertig. Übersetzt von Johannes Schlebrügge. Eine der sehr seltenen Arbeiten von Franz West als Buchgestalter für dieses Dokument psychiatrischer Behandlungsmethoden. Mit Abbildungen von Kuren 1947 in Rodez, wo Artaud interniert war.

 

 

6       Artmann, H(ans) C(arl). Grünverschlossene Botschaft. 90 Träume gezeichnet von Ernst Fuchs. (Salzburg) Residenz (1967). Gr. 8°. 58 Blatt. Geprägtes OLn. Illustr. OUmschl. (Fuchs/Pichler). EURO 98,00

1. Ausgabe. Die beiden Künstler gehörten in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Wien zur absoluten Kunst- und Lebensavantgarde. Mit eigenhändiger Widmung des Dichters an "Rudi Schönwald, dem großen Gargantua von HC". Rudolf Schönwald (1928-2022) hat nicht nur nach Rabelais, sondern auch nach Alfred Jarry Grafikzyklen entworfen. Er war seit 1957 mit Artmann befreundet. - WG 18. Gutes Exemplar.

 

 

 

7       Baedeker, Karl. Nordamerika. Die Vereinigten Staaten nebst einem Ausflug nach Mexiko. Handbuch für Reisende. Zweite Auflage. Leipzig, Baedeker 1904. Kl. 8°. LXIV,591 Seiten. Mit 25 Karten, 32 Plänen und 4 Grundrissen. OLn. EURO 180,00

Vollständig. - Die zweite und letzte Auflage in deutscher Sprache, nach der dritten englischen übersetzt, zur großen Ausstellung in Louisiana, das 100 Jahre zuvor Teil der USA geworden war. - Hinrichsen D496. Gutes Exemplar, Titel leicht stockig, mit kleinem Einriss, die Generalkarte lose.

 

 

 

8       Bahr, Hermann. Das Tschaperl. Ein Wiener Stück in vier Aufzügen. München, Brakl's Rubinverlag 1898. Kl. 8°. 132 S. OKt. Bedruckte Papierdeckel, Klammerheftung. EURO 78,00

Das Theatermanuskript, mit eigenhändigem Besitzvermerk von (Otto) Stoessl. Der auch als Sänger bekannte Franz-Josef Brakl (1854-1935) wirkte später als Kunsthändler für Franz Marc und August Macke. - Vgl. WG, Beck und Hinrichs (S. Fischer).- Selten.

 

 

9       Bernhard, Thomas. Der Keller. Eine Entziehung. Salzburg, Residenz 1976. 8°. 167 (1) S. OLn. OUmschl. (Walter Pichler). EURO 42,00

Gutes Exemplar der 1. Ausgabe. Der Umschlag mit dem Portrait des Verfassers auf der Innenklappe und mit leichten Gebrauchsspuren. Die vorliegende Erstausgabe zeichnet sich durch hellgraues Leinen mit schwarzer Rückenbeschriftung aus. - Dittmar 70.

 

 

10     Bernhard, Thomas. Der Kulterer. Eine Filmgeschichte. Salzburg, Residenz (1974). 8°. 118 S. OLn. OUmschl. (Walter Pichler). EURO 78,00

1. Ausgabe. Neben 'An der Baumgrenze' der seltenste Titel bei Residenz. Helmut Qualtinger hat in der Verfilmung von Vojtech Jasny die Titelrolle gespielt. Im wirklichen Leben hat Bernhard dem Kärntner Schriftsteller Hubert Fabian Kulterer (1938-2009), dem Herausgeber der 'Eröffnungen', mit Bernhard zur Kulisse des Tonhofs gehörend, 1963 ein Exemplar des 'Frost' gewidmet. – Dittmar 61. Gutes Exemplar, Umschlag oben mit minimalen Läsuren.

 

 

11     Bertuch, Friedrich Justin. Bilderbuch Für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet. Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoires 1796-1813. 4°. Halblederbände der Zeit, einer später. EURO 4 800,00

Reich illustrierte Kinder-Enzyklopädie, die ein Panorama aller Wissensbereiche, Entdeckungen und Erfindungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigt. Band I in zweiter Auflage, die übrigen Bände in erster Ausgabe. Mit deutsch-französischem Paralleltext, Bd. 4-7 zudem mit englischem und italienischem Text. 'Ohne Zweifel ist das Bertuchsche Bilderbuch eines der großartigsten Werke, die dem Kinderbuchsammler begegnen', 'Hier beginnt das neuzeitliche, naturwissenschaftliche Denken, die Zielstrebigkeit, mit der im Kinderbuch das moderne Sachbuch vorausgenommen wird' (Erich Strohbach). Zeitgenössische Halblederbände mit Rückenschildern und Rückenvergoldung (teilw. stärker berieben, Band 7 blind erneuert). Mit 798 (von 800) altkolorierten Kupfertafeln. In Band 2 fehlt die Tafel 35 (mit Text) in 4 die Nummer 9 (Text vorhanden). - Wegehaupt I, 133-135; Brüggemann/Ewers 85 und Sp. 391ff.; Nissen, Zool. 340 u.a. Teilweise stärker berieben und fleckig, insgesamt bemerkenswert gut erhaltenes und nahezu vollständiges Exemplar. Innendeckel von Band eins mit montiertem, familiärem Widmungsblatt (Prag 1925) von Eugenie Palitschek-Lang (1873-1938), die in der österreichischen Frauenbewegung (Neuer Frauenklub) mit Damen der dünnen Oberschicht von Editha Mautner von Markhof bis Clara Wittgenstein tätig gewesen ist: " ... lege ich die Bände, die aus dem Prager Vaterhaus ... stammen ... in die Hände in dem freudigen Empfinden meine alten Beziehungen zu Prag dadurch mit den Neuen zu verknüpfen ...".

 

Ein Bild, das Blume, Pflanze, Lilie, Bild enthält.

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Ein Bild, das Regenschirm, Zeichnung, Entwurf enthält.

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12     Bischoff, Johanna von. Einige Nachrichten über den Vorort Weinhaus [heute Teil von Wien-Währing]. Wien, Brzezowsky 1888. 8°. 11 S. OBr. in HLn. der Zeit. EURO 48,00

Privatdruck in kleiner Auflage, den Johanna von Bischoff (1798-1891), geb. Kuh, verheiratet mit dem bedeutenden Mediziner Ignaz Rudolf von Bischoff (1784-1850), zuerst in Meidling wohltätig, aus Anlass ihres 90. Geburtstags in Auftrag gegeben hatte. Mit eigenh. Widmung an (den Mediziner Robert) Gersuny. BEIGEBUNDEN: (Dies.). Jugenderinnerungen 1816-1866. Für Kind und Kindeskinder erzählt. 4. Heft, II. Abtheilung. Ebenda 1891. 2 Blatt, S. (79)-119. Das vorletzte, kurz nach ihrem Hinscheiden erschienene Heft der 'Jugenderinnerungen', nicht bei Gugitz, Mayer und Eckl. Johannas Tochter Auguste (Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, 1819-1890) heiratete den Astronomen Carl Ludwig von Littrow (1811-1877), der in Währing die Sternwarte begründete. Sie war 1873 hierher übersiedelt.

 

 

13     Bischoff, Johanna von. Jugenderinnerungen. Für Kind und Kindeskinder erzählt. 5 (d.i. 6) Hefte in 1 Band. Wien, Rudolf Brzezowsky 1889-1894. 8°. Neuerer Halbleinenband mit montiertem Originaldeckel von Heft I. EURO 98,00

1. Ausgabe, von der Festung Breslau und Prag bis ins Herz von Wien, Hufeland, Pichler, Höger, Nádherný, Franz Liszt. - Titelblatt mit eigenhändiger Widmung an Dorothea Gudenus von Huberta Heres (geb. von Littrow). - Gutes Exemplar, komplett selten.

 

 

14     Breton, André. Les Vases communicants. Paris, Edition des Cahiers Libres 1932. 8°. 172 (1) S. Illustr. OKt. EURO 780,00

1. Ausgabe der 'Kommunizierenden Röhren', übergreifende Deckelillustration von Max Ernst. Mit eigenhändiger Widmung Bretons auf dem Vortitelblatt (1896-1966). Hier eines der nicht numerierten, wohl für die Presse vorab hergestellten Exemplare. Deutsch erst 1973. - Couverture illustrée d'une composition de Max Ernst tirée en rose. Citations de Wilhelm Jensen et de Gérard de Nerval en tête des deux parties. - Unbeschnitten und etwas unfrisch, Widmungsempfänger sauber gelöscht.

 

    

 

15     Bronnen, Arnolt - Vereinigung Linzer Intellektuellen und Künstler. Einladung (Postkartenformat) 'zu einer großen Kundgebung der Linzer Intellektuellen und Künstler in den Saal der Linzer Kammerspiele'. Linz-Urfahr, 3. Oktober 1949. EURO 48,00

Diese Initiative des Wanderers zwischen den Welten ('Verantw.: A. Bronnen, Linz-Urfahr, Trefflingerweg 18'), dürfte über die genannte Veranstaltung, die wir nicht nachweisen konnten, aus der Zeit seiner Tätigkeit für die kommunistische 'Neue Zeit' in Linz, nicht hinausgekommen sein. Vorgetragen hat sein Fürsprecher 'Dr. Viktor Matejka, geschäftsführenden Stadtrat für Kunst und Volksbildung der Bundeshauptstadt Wien, über das Thema: Österreichs Intellektuelle vor der Alternative!'. Nach den Wiener Wahlen am 9. Oktober 1949 waren die Kommunisten nicht mehr in der Stadtregierung vertreten und Matejka legte, gegen den Willen der bisherigen Koalitionspartner unter Körner I, sein Amt nieder. Mitunterzeichnet ist die Einladung von 'Hans Bauer, Hauptschuldirektor'. Mit Kuvert an den Schauspieler und Regisseur Kurt Fischer-Colbrie (1894-1960), dem Bruder von Arthur, die beide Bronnen bekannt gewesen sind.

 

 

16     Bruyn, Günter de. Buridans Esel. Roman. 4. Auflage. Halle (Saale), Mitteldeutscher Verlag (1969). 8°. 246 S. OLn. Illustr. OUmschl. (Gisela Röder). EURO 58,00

Mit eigenhändiger Widmung im literarischen Hauptwerk des ostdeutschen Dichters (1926-2020) an den Wiener Publizisten Roman Roček 1974 in Berlin, schon im Präsidium des PEN der DDR.

 

 

 

17     Burnett, Frances Hodgson. The Secret Garden. Illustrated by Charles Robinson. London, Heinemann 1911. 8°. VII, 306 S. 3 Bl. Grüner Originalleinenband mit Rücken- und Deckelschmuck in Gold, Kopffarbschnitt. EURO 950,00

1. Ausgabe mit den Illustrationen von Robinson, die wenige Wochen davor erschienene amerikanische (bei Frederick A. Stokes in New York) ist von M. B. Kork illustriert worden. 'First UK edition, first impression. The Secret Garden first appeared in a publication aimed at adults, The American Magazine, serialized between November 1910 and August 1911, one of the earliest examples of a children's story first appearing in a magazine with an adult readership. The book was first published in the summer of 1911 by Frederick A. Stokes in New York, followed a few weeks later by the UK edition. During her lifetime her rags-to-riches story Little Lord Fauntleroy (1886) was a publishing sensation, although over the years The Secret Garden has retained the popularity that Little Lord Fauntleroy has lost.' (Grolier Children's 100, 64). - Sehr gutes Exemplar, Schnitt leicht stockfleckig. Vortitel mit hübscher aquarellierter Tuschzeichnung als Ex libris für die vierzehnjährige Sophie Clam-Gallas (1900-1980) mit ihrem Besitzvermerk und dem späteren Zusatz "30 Jahre später zu Weihnachten ihrer Schwester Clotilde (Clam-Gallas) geschenkt".

 

 

 

 

18     Cioran, Emile M. Syllogismen der Bitterkeit. Übersetzt von Kurt Leonhard. (Frankfurt a.M.) S. Fischer (1969). 8°. 116 S. Illustr. OKt. (Axel Oleniczak). EURO 250,00

1. deutsche Ausgabe, 17 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung in Paris, als Paul Celan daran gegangen war, Ciorans 'Lehre vom Zerfall' zu übersetzen. Mit eigenhändiger Widmung des Pariser, aus Rumänien stammenden Philosophen (1911-1995) "Für Wolfgang Kraus in alter Freundschaft ...". Kraus (1924-1998), Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, hat sich vom Lektor bei Zsolnay zu einem nicht unbedeutenden Kulturpolitiker entwickelt. Er war insbesondere bei polnischen und tschechischen Zeitgenossen, besonders aber seit 1961 mit seinen Einladungen an im Exil lebende Schriftsteller (Elias Canetti, Manès Sperber, Erich Fried u.a.) sehr beliebt. - Etwas unfrisch, Kanten leicht berieben.

 

 

 

19     Cioran, Emile M. Ein Gespräch mit Sylvie Jaudeu. Vorzugsausgabe. (St. Gallen) Erker (1992). Schmal 8°. 31 S. OBr. (= Erker-Galerie). EURO 140,00

1. deutsche Ausgabe, mit einer Originallithographie von Günther Uecker, eines von 100 numerierten Exemplaren, eigenhändig signiert. Das Gespräch wurden 1988 französisch geführt. DABEI: Derselbe. Ein Gespräch. Geführt von Gerd Bergfleth. Mit Bildbeigaben und dem Faksimile eines Briefes von Henri Michaux. Tübingen (Gehrke) 1985 (= Tübingen Rive Gauche). 63 (1) S. OBr. Beide tadellos.

 

 

 

 

20     Die Revolution. Kampfblatt der Revolutionären Sozialisten. Herausgegeben vom Zentralkomitee. Nr. 1. Mitte Juni 1934. (Wien) 1934. 8°. (6) Seiten. EURO 90,00

Die seltene erste Nummer, bereits am 12. Juni lag von gerichtlicher Seite der Beschluss zur Beschlagnahme vor. Nach den Februarkämpfen und dem Verbot aller sozialdemokratischen Organisationen, waren, durch Sammlung der verbliebenen, oft jugendlichen Kräfte, die 'Revolutionären Sozialisten' (RS) gegründet worden, die alsbald Kontakt zu den ins Ausland geflohenen Führern der Sozialdemokratie aufnehmen sollten. - Steiner III,1169.

 

 

21     Dimitroff, G(eorgi). Reichstagsbrandprozeß. Dokumente, Briefe und Aufzeichnungen. Moskau, Verlag für Fremdsprachige Literatur 1942. 8°. Titelportrait, XIV S. 1 Blatt, 198 (1) Seite und Abbildungen auf 5 Tafeln. OKt. EURO 58,00

1. Ausgabe. Mit dem Vorwort von Johannes R. Becher: Dimitroffs Schlacht in Leipzig, Der Fotomontage 'Sie haben wohl Angst vor meinen Fragen, Herr Ministerpräsident' von John Heartfield, Dimitroffs Briefen an Romain Rolland, Prozess-Stenogrammen der Vernehmungen von Goebbels, Göring, van der Lubbe, Interviews u.a. - Nicht bei DEA und Lohse. Deckelränder fleckig, mit Läsuren.

 

 

 

22     Egger, Oswald. Nichts, das ist. Gedichte. (Frankfurt am Main) Suhrkamp (2001). 8°. 158 S. OKt. (= edition suhrkamp 2269). EURO 48,00

1. Ausgabe, mit eigenhändiger Widmung an Alexander (Nitzberg). Nach Satzkonzept des 1963 in Südtirol geborenen Avantgardedichters, der mittlerweile auf der Insel Hombroich ansässig ist. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

23     Ehrenstein, Albert. Menschen und Affen. Berlin, Rowohlt 1926. 8°. 162 S. 2 Bl. OHLn. Kopffarbschnitt. EURO 58,00

1. Ausgabe der Sammlung seiner schönen Essays über Georg Trakl (daß keiner in Österreich je schönere Verse schrieb), Oskar Kokoschka (Im Anfang war Oskar Kokoschka), Peter Altenberg, Frank Wedekind, Paul Scheerbart, 'Zion und Zionismus', Kommunismus u.a. - WG 31. Gutes Exemplar in der Ausstattung von E. R. Weiß.

 

 

24     Eiskunstlauf - Meisel, Alexander. 60 Jahre Sportplatz Engelmann. 1871/72 - 1931/32. Festschrift im Auftrage des Vereines Kunsteisbahn Engelmann. Wien, (Selbstverlag) 1932. 4°. 148 S. mit zahlreichen fotografischen Abbildungen (von Karl Schleich). OKt. (Carry Deistler). EURO 78,00

1. und einzige Ausgabe, in der Hochzeit des Wiener Eiskunstlaufs erschienen, als Karl Schäfer (seit Kindertagen hier Mitglied) Weltmeister und, neben den Engelmanns, König von Hernals war. Beiträge von Sonia Henie, Willy Schmieger u.a. Reiches Bildmaterial des Fotoreporters Karl Schleich (1895-1952).

 

 

25     Ernst, Wolfgang u.a. - (Jankowski, Adam, Hrsg.). neue malerei. artner, ernst, jankowski, kovachich, lettner, nadia, painitz, stiegler. (St. Pölten, Das Pult 1970). Breit 8°. (41) S. mit Abbildungen. OBr. geheftet. EURO 48,00

Aufwendig mit Transparentfolien und Farbdrucken ausgestatteter Katalog, der Arbeiten von Wolfgang Ernst (the white line, sein burgenländisches landart projekt), Nadia Ave und Hermann Painitz (veränderbare grafik) vorstellt, daneben Bilder von Gertraud Artner, Andrea Kovachich, Robert Lettner und Josef Hermann Stiegler, auch von Jankowski selbst, der den Katalog gestaltet hat. - Gutes Exemplar, selten.

 

 

26     Erpenbeck, Fritz. Gründer. Vorspiel einer deutschen Tragikomödie. Roman. Moskau, Meshdunarodnaja Kniga (Das internationale Buch) 1941. 8°. 351 (1) S. OLn. EURO 78,00

1. Ausgabe des Berlin-Romans aus der wilden Gründerzeit (des Jahres 1881): Ein Journalist will die Geschäftspraktiken zweier mächtiger Spekulantengruppen aufdecken und wird von diesen mit aller Härte bekämpft; erlebte ab 1945 mehrere Auflagen. - Melzwig 199.1; DEA 1276. Einband etwas bestoßen und fleckig. Jenny Erpenbeck, die Enkelin des Autors - Mitglied der Gruppe Ulbricht, Mitbegründer der Berliner Zeitung und des Henschel-Verlags, Mann von Hedda Zinner (1897-1975) - ist soeben mit dem International Booker Prize ausgezeichnet worden.

 

 

 

27     Fischer, Adolf. Bilder aus Japan. Illustriert von F(ranz) Hohenberger und J(ohann) Bahr. Mit einer Karte von Japan. Berlin, Georg Bondi 1897. 8°. 412 S. 1 gefaltete Karte. Illustr. OKt. EURO 350,00

1. Ausgabe seines ersten Buches. Der Wiener Privatgelehrte (1856-1914) hat später mit seiner Sammlung die VI. Ausstellung der Wiener Secession bestritten. Franz Hohenberger, Secessionist und mit Josef Engelhart aus dem Freundeskreis Fischers, hatte ihn auf dieser Reise begleitet und darüber in Ver Sacrum 1900, Heft 3 berichtet (Bahr war gesondert in Asien gewesen). Schließlich fand Fischers Sammlung im neu gegründeten Ostasiatischen Museum in Köln ein Domizil, dessen Einrichtung Josef Frank als einen seiner ersten Aufträge entworfen hat. - Unbeschnittenes, sehr gutes Exemplar. Selten und gesucht.

 

 

 

28     Fischer, Ernst. Nationale Probleme des Jahres 1848 in Oesterreich. London, Free Austrian Books (1945). Kl. 8°. 24 S. OBr. EURO 48,00

1. Ausgabe, im englischen Exil erschienen, als Fischer noch in Moskau war (dem Verlag für schöne Literatur wird im Impressum gedankt). Hier sind auch seine Spottgedichte auf Hitler zuerst erschienen. 1946 in Wien kam der gesamte Text der großen Arbeit Fischers über die Revolution 1848 heraus. Hinterer Deckel mit Werbung für 'Der Zeitspiegel', der gleichfalls in Paddington, dem Zentrum des Wiener Exils in London, erschienen ist. - Hinterer Deckel mit minimaler Knickspur.

 

 

 

29     Fischer, Ruth. Stalin and German Communism. A Study in the Origins of the State Party. With a Preface by Sidney B(radshaw) Fay. Cambridge, Harvard University Press 1948. Gr. 8°. XII S. 1 Bl. 687 Seiten und Abbildungen auf 6 Tafeln. Sauberes, späteres Leinen unter Verwendung von ORücken und -Deckel. EURO 58,00

1. Ausgabe der ersten großen Abrechnung mit dem Stalinismus durch die große Schwester von Hanns und Gerhart Eisler, mit Angriffen auf diese, sowie speziell auf Willi Münzenberg und Bert(olt) Brecht, 'the Minstrel of the GPU' (mit langen Zitaten aus der 'Massnahme') durch das KPÖ-Mitglied Nr. 1, der ersten Frau überhaupt, die an der Spitze einer Massenpartei, der KPD, stand.

 

 

30     Flavin, Dan. o.T. [die atmosphäre gehört zum objekt] Ausstellungsplakat. München, Galerie Heiner Friedrich 1968. 64 x 76 cm. EURO 180,00

Dokument der ersten Ausstellung von Dan Flavin in der Maximilianstraße 15, einer der ersten in Europa überhaupt, in der erstmals auch sein Schatten als Objekt gezeigt wurde. Mittig ist auf dem Plakat 'an artificial barrier of blue, red and blue fluorescent (to Flavin Starbuck Judd) 1968 about sixty feet long as installed in the Gemeente Museum of The Hague' abgebildet (heute im Salomon R. Guggenheim Museum). - Gutes Exemplar, schwache Faltspuren.

 

 

31     Freud, Anna (1895-1982). Eigenhändiger Brief m.U. "Anna". Schneewinkel 7.7.1929. 3 S. 4°. EURO 980,00

An Eva (Rosenfeld) über den Tod von deren Tochter (Rosemarie), genannt Mädi (1912-1927), die bei einem Bergunfall in Grundlsee ums Leben gekommen war (mit dem Sohn von Ernst Simmel) - vom Feriensitz der Familie von Sigmund Freud in diesen Jahren, wo der Professor Sandor Ferenczi u.a. empfangen hat; dieser Hof in Schönau, nahe des Obersalzbergs bei Berchtesgaden diente später Heinrich Himmler als Landsitz. - Während sich Anna Freud bei ihrem Vater in Analyse befand und gleichzeitig ihre eigene Laufbahn als Kinderanalytikerin begründete, sahen sich beide Frauen nahezu täglich und erlebten diese intensive, zärtliche Verbindung, in die auch Eva Rosenfelds Analyse bei Sigmund Freud eingeschlossen war, als entscheidende Veränderung ihrer bisherigen Gefühle und Vorhaben. - Nicht bei Peter Heller, Hrsg. A.F. Briefe an Eva Rosenfeld. Frankfurt/Basel 1994.

 

"... Dorothy [Burlingham] und ich wollten Dich morgen in Grundlsee überraschen, aber das ist nicht gelungen, teils weil Mama sich gestern Abend den Fuß verstaucht hat ..., teils weil der allgemeine Widerstand gegen unsere Unternehmungen immer zu groß ist. ... Ich habe, seit Du fort bist, Mädis Aufzeichnungen gelesen und sie ist mir so lebendig geworden, daß ich ganz ausgefüllt von ihr war. Sie war so wie man sein soll in diesen Jahren, gerade das braucht man als Untergrund, um später ein wirklicher Mensch zu werden. ... Sie glaubt so fest daran, daß der liebe Gott etwas mit ihr vorhat. ... Du weißt, ich spreche sonst nicht vom lieben Gott, weil ich nicht an ihn glaube. Aber an Mädis lieben Gott kann ich auch glauben ... Ich bin glücklich, Eva, daß Du zu Grundlsee zurückgefunden hast und daß Du jetzt zu Mädis Grab gehen kannst ..." Weiters über Quartiersuche für (den Islamisten Julian J.) Obermann (1888-1956), einen Verehrer von Eva Rosenfeld, der mit Lili Bernfeld verlobt war.

 

Im weiteren Verlauf des Monats hat Anna Freud am XI. Internationalen Kongress in London teilgenommen, über den sie ausführlich in der Zeitschrift für Psychoanalyse berichtet hat.

 

 

 

32     Freud, Sigmund (1856-1939). Eigenhändiger Brief m.U. "Freud". (Berlin) Tegel 17.7.1930 8°. 2 Seiten. Mit seinem gedruckten (Wiener) Briefkopf 'PROF. Dr. FREUD / WIEN IX., BERGGASSE 19'. Mit eigenh. Kuvert, dieses verso mit der gedruckten Wiener Absenderadresse. EURO 8 500,00

An "Frau Eva Rosenfeld / bei Bootsbauer Hilbrand [wohl Hillbrand] / Grundlsee / bei Aussee / Oesterr." (Kuvert). "Meine liebe Eva, Ich bin Ihnen Dank für einen Brief schuldig. Habe nicht geantwortet, weil man sich doch ohnehin bald sehen wird. Aber dieses "bald" beginnt sich hinzuziehen. Jeden Sonntag hofft man Ende der Woche reisen zu können und jeden Samstag bereitet man sich für eine neue Wartewoche vor. Es ist eine hartnäckige Wunde, die das neue Behagen stört und bis jetzt sich weigert zu heilen. Ich muß dankbar sein daß Schröder mich nicht eher wegschickt, aber stellen Sie sich vor wie eilig ich abreisen werde, wenn sie endlich bewältigt sein wird. Unterdes höre ich natürlich alles über Sie. Es ist freilich nicht dasselbe wie die Art von Zusammenleben auf die wir uns seit G[rundl]see gefreut haben Was wollen wir anders thun als warten. Zum Trost mag dienen daß wir so über eine Schlechtwetterperiode wegkommen, in der der schöne Ort vielleicht nicht so gefallen hätte, wenn man erst seine nähere Bekanntschaft zu machen hat. Und darum sage ich doch Auf ein frohes Wiedersehen noch im Juli / Herzlich / Ihr Freud". Eva Rosenfeld (1892-1977), eine enge Freundin der Familie Freud, insbesondere Annas, seit 1911 mit dem Juristen Valentin Rosenfeld (1886–1970) verheiratet, hatte, nach tragischen Schicksalsschlägen, 1927 gemeinsam mit Anna Freud und Dorothy Burlingham die erste psychoanalytisch orientierte Schule, die Burlingham-Rosenfeld-Schule in Hietzing, anfangs in ihrem von Adolf Loos umgebauten Haus in der Wattmanngasse 11, gegründet, später im Garten ein Blockhaus errichten lassen. Wie Burlingham absolvierte sie in jenen Jahren eine Analyse bei Sigmund Freud und verbrachte die Sommermonate in seinem Familienkreis. Auf der Suche nach Linderung seiner Schmerzen, war Freud auf den renommierten Kieferchirurgen Hermann Schröder (1876-1942) von der Berliner Charité gestoßen. Vorliegender Brief stammt aus dem vierten, dem letzten und längsten seiner Tegel-Aufenthalte, der bis zum 24. Juli 1930 dauern und der Anpassung einer Kieferprothese dienen sollte. Während seiner Behandlungen hat er dort die Analysen von Dorothy Burlingham, Marie Bonaparte, Edith Jackson u.a. fortgesetzt. Eva Rosenfeld war in der Klinik bei Ernst Simmel beschäftigt und hat später die Auflösung des Sanatoriums am Tegeler See organisiert. Der letzte seiner Briefe an seine Frau und seine Schwägerin wurde eine Woche zuvor abgefasst (Schröter/Tögel in LUZIFER-AMOR 2012 XXV, Heft 50, Seite 62-111). Vom 27. Juli bis Ende September hat die Familie Freud, unter Beteiligung von Eva Rosenfeld, ihr Sommerquartier in der Villa Rebenburg in Archkogl am Grundlsee bezogen. Im August 1902 hatte Kaiser Franz Joseph I. in Grundlsee bei der geschmückten Villa Rebenburg eine mit einem schwarz-gelben Zelt ausgestattete, reich dekorierte Plätte bestiegen. Das Haus gehörte dem Industriellen Hans von Rebenburg, der sein Jagdrevier in der Steiermark an Rudolf von Gutmann verkauft hatte.

 

 

 

 

33     - Schnitzler, Arthur. Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten. Berlin, S. Fischer 1912. 8°. 255 S. Kopfgoldschnitt. OKt. EURO 6 500,00

Mit eigenhändigem Besitzvermerk von Sigmund Freud "Freud" auf dem Titelblatt. Vierte Auflage im Jahr der 1. Ausgabe, im Druck dem Andenken Max Burckhardts gewidmet. Schnitzler, Tagebuch 10.12.1912: Fr. Anna Bernhardi sendet mir Stammtafel ihrer Familie und bittet mich in wahrhaft unverschämter Naivetät, - ich solle Bernhardi in Bernhardy ändern - da, trotz allem Mangel an Antisemitismus einige Mitglieder ihrer Familie es doch als 'peinlich' empfinden daß der Name eines jüdischen Arztes als Theatherhelden etc. Das Stück wurde in Berlin im November 1912 uraufgeführt, in der Donaumonarchie verboten, kam es in Wien erst im Dezember 1918 auf die Bühne des Volkstheaters. - Davies / Fichtner Freuds Bibliothek 3192. Im Lauf der Jahre hat Freud eine ganze Reihe von Büchern aus seiner Bibliothek, insbesondere ihm gewidmete, Eva Rosenfeld geschenkt. Läsuren alt restauriert.

 

 

 

34     Friedell, Egon - Gastspiel Gisela Werbezirk - Ludwig Stärk. Dreimal Hochzeit (Abie's Irish Rose). Ein New Yorker Schwank in drei Akten von Anne Nichols, deutsch von Felix Salten. Regie Ludwig Stärk. Wien, Die Rolandbühne 1928. 4°. EURO 48,00

Vgl. den Nachruf von Friedrich Torberg, 'Gisela Werbezirk oder Frau Breier aus Gaya in Hollywood' [1956] auf die nicht mehr nach Österreich Zurückgekehrte (1875-1956), die 1924 mit Johannes Riemann, Hans Moser, Sigi Hofer und Armin Berg in der Verfilmung des Romans 'Stadt ohne Juden' von Hugo Bettauer durch Hans Karl Breslauer mitspielen sollte. In der berühmten, mehrfach verfilmten Broadwaykomödie um einen jüdischen Bräutigam und seine katholische Braut, spielt Egon Friedell den Rabbiner Jakob Arons, Stärk den Salomon Levy, die Werbezirk Frau Isak Cohen; weiters mit Lutz Altschul, Liselott(e) Medelsky u.a. - Geringe Alterungsspuren.

 

 

35     Fry, Christopher. Curtmantle. A Play. London New York Toronto, Oxford University Press (Vivian Ridler) 1961. 8°. IX, 99 (1) S. OLn. EURO 88,00

1. Ausgabe, mit eigenhändiger Widmung des bedeutenden englischen Dramatikers (1907-2005, Die Dame ist nicht fürs Feuer) an die Schauspielerin Judith Holzmeister im Erscheinungsjahr, " ... with much gratitude for her beautiful Eleanor ...". Dieses erste historische Stück Frys um Heinrich II. (Kurzrock) wurde unter der Coregie des Dichters ab September am Wiener Burgtheater - mit der Tochter von Clemes Holzmeister als Eleanor - aufgeführt. Beiliegt Visitkarte von Blumensädtler am Wiener Opernring, mit eigenhändigen Grüßen des Dichters und seiner Frau Phyl(is, 1936-1987) an die Nämliche "... with all my thanks and affectionate greetings to dear 'Eleanor' ... ".

 

 

 

 

36     Funke, Jaromir (1896-1945). Der Veitsdom in Prag. Fotografie. Silbergelatineabzug auf Mattpapier, 33,5 x 25 (Bild) 39 x 28,5 cm (Blatt). Rechts unten signiert "Funke". (Prag um 1943). EURO 650,00

Schöner Abzug aus dem St. Vitus Zyklus, den er in den letzten Kriegsjahren aufgenommen hat. Die Rückseite der Kathedrale zeigt in Richtung Goldenem Gässchen, wo Franz Kafka 1916 Quartier genommen hatte.

 

 

37     Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser. Auf das Jahr 1826. Zweiter Jahrgang. Gotha, Perthes (1826). 12°. 154 S. 1 Bl. Illustr. OPp. Vollgoldschnitt. EURO 120,00

Gutes Exemplar der frühen, separat erschienenen Folge mit hübschen, lithographierten Deckeln. - Vorderer Innendeckel mit altem Bibliotheksschild, kaum berieben. Selten.

 

 

 

38     Gorbatschow, Michail. Der Zerfall der Sowjetunion. (München) Bertelsmann (1992). 8°. 255 S. OPp. Illustr. OUmschl. EURO 180,00

1. deutsche Ausgabe, mit eigenhändigem, datiertem (1993) Namenszug des 1. Generalsekretärs des ZK (1931-2022)), der 1986 mit seiner Politik der Perestroika und der Glasnost das Ende der Sowjetunion eingeleitet hatte und nach seinem Rücktritt 1991 als letzter Staatspräsident dieses Werk verfasst hat. Friedensnobelpreis 1990. - Sehr gutes Exemplar, selten.

 

 

 

39     Graber, Felix. Unser Lied. Zusammengestellt für das 'Junge Österreich'. (London) Jugend voran 1944. Kl. 8°. 48 S. mit Illustrationen und Noten. OLn mit Deckelbild. EURO 150,00

1. und einzige Ausgabe. Mit eigenhändiger Widmung "From Heinz + Jaqueline Wishing you all the best". Heinz Zaslawski, geboren 1924, war seit 1941 in London Mitglied von Young Austria und nach dem Krieg im Globus Verlag tätig, seit 1974 als Generaldirektor, seine Frau Jaqueline war Engländerin. Enthält ein Gruppenfoto des 'Jungen Österreich' 1939 auf Hampstead Heath und das Solidaritätslied von Brecht / Eisler, 'Wir lieben das Leben' von Erich Fried, Musik Andre Asreel, Dachaulied von Jura Soyfer u.a. Nicht nur das Haus der Österreicher in der Westbourne Terrace wurde besucht, sondern auch das Haus in der Upper Park Road in Hampstead, wo der deutsche Kulturbund untergebracht war. Das hier abgedruckte Wir stürmen das Land (Es streichen die Nebel fahl übers Meer) von Erich Fried, Musik Erwin Weiss, wurde vom Jungen Österreich der Sowjet-Jugend gewidmet und am 22.6.1942 im Stoll Theatre des Jungen Österreich uraufgeführt. Vorwort Fritz Walter (Otto Brichacek, 1914-1999), dem strengen Vereinsvorsitzenden. - Müller 126. Gutes Exemplar, Deckel sehr dunkel, selten.

 

 

40     Grass, Günter. 25 Jahre 'Die Blechtrommel' (Plakat). (Neuwied) Luchterhand (1984). 61 x 42 cm. EURO 48,00

Mehrfarbiges Plakat (Farboffset) auf grauem, starkem Papier als Werbung des Verlags für die Sonderausgabe des bedeutenden Romans, der mit seinem Erscheinen im September 1959 gehörig Aufsehen erregt hatte. Das Bild gibt die Zeichnung von Grass für den Umschlag der Erstausgabe wieder. - Eine schwache Faltspur.

 

 

41     Grass, Günter. Gleisdreieck. (Darmstadt Berlin Neuwied) Luchterhand (1960). 4°. 107 (1) S. 2 Bl. mit 18 Illustrationen vom Autor. Illustr. OPp. Illustr. OUmschl. EURO 35,00

1. Ausgabe dieser Berliner und literaturbezüglichen Gedichte aus seiner Blütezeit. - WG 5. Schutzumschlag etwas unfrisch.

 

 

42     Grass, Günter. Unkenrufe. Eine Erzählung. (Göttingen) Steidl (1992). 8°. 299 S. Illustriert. OLn. Illustr. OUmschl. EURO 120,00

1. Ausgabe der vom Verleger Gerhard Steidl und Grass (1927-2015) gestalteten deutschpolnischen Versöhnungsoper, mit eigenhändiger Signatur des Nobelpreisträgers auf dem Titelblatt, im Druck der Verlegerin Helen Wolff gewidmet, Witwe von Kurt Wolff. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

43     Grillparzer, Franz. Ein treuer Diener seines Herrn. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, Wallishausser 1830. 8°. 147 (1) S. Etwas späteres, geprägtes Leinen, melierter Schnitt. EURO 98,00

1. Ausgabe. Der von der Zensur gebeutelte Dichter und Beamte, hier mit einem ungarischen Stoff, hatte nach der Uraufführung und dem Ansinnen des Hofes, ihm Material und Aufführungsrechte abzukaufen, auf lange Zeit Inszenierungen untersagt. - WG 7; Rabenlechner I,50; Goedeke VIII, 424, 269a; Houben S. 224ff.

 

 

44     Grillparzer, Franz. König Ottokar's Glück und Ende. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, Wallishausser 1825. 8°. 190 S. Etwas späteres HLn, beide Deckel aufgezogen. EURO 78,00

1. Ausgabe. Grillparzer hatte 1817 mit seiner 'Ahnfrau' den Durchbruch erzielt und war 1824 damit im Burgtheater gelandet. Die Uraufführung des Ottokar verzögerte sich durch Intervention böhmischer Stellen. Enthält das bekannte Lobgedicht: Er ist ein guter Herr, es ist ein gutes Land ... Und mache gut, was andere verdarben. - WG 4; Goedeke VIII, 417, 238; Weilheim 236; Rabenlechner I, 50; Houben S. 221ff. Etwas stockfleckig, alter Name auf dem Titel.

 

 

 

45     Hakel, Hermann. 1938 - 1945. Ein Totentanz. Stuttgart Wien St. Gallen, Willy Verkauf (1950). 8°. 95 (1) S. OKt. EURO 78,00

1. Ausgabe dieser Gedichte um Exil, Konzentrationslager, Tod der Dichter u.a. Gutes Exemplar der kartonierten Ausgabe mit, von jener in Ganzleinen, abweichendem Deckeltitel: hier 'Ein Totentanz', dort '1938 - 1945'. Mit eigenhändiger Widmung (1958) an den Maler Rudolf Schönwald (1928-2022).

 

 

 

46     Hakel, Hermann. Und Bild wird Wort ... Gedichte. Wien, Schmeidel (d.i. Rossipaul 1947). Kl. 8°. Ausstattung Eberhard Cyran. 16 Bl. OBr. EURO 30,00

1. Ausgabe der ersten Nachkriegsveröffentlichung. Noch in Palästina vorbereitete Publikation, in Wien von Freunden betrieben, ehe er selbst im November 1947 zurückkehrte. Kleiner Besitzstempel des Wiener Dichters B(ertrand) A(lfred) Egger, der in Hakels 'Lynkeus' debutiert hat. - Etwas gebleicht, Deckel mit kleinen Einrissen.

 

 

47     Halle, Johann Samuel. Magie, oder, Die Zauberkräfte der Natur, so auf den Nutzen und die Belustigung angewandt worden. 2 Bände. Wien, Trattner 1785-1787. 8°. Gestochene Titelvignetten, 648; 650 S. Grüne Pappbände der Zeit. EURO 78,00

Bände 1 und 4 des Grundwerks (4 Bände) mit zusammen 15 gefalteten Kupfertafeln. Fehlende Seiten teilweise alt handschriftlich ergänzt, das Inhaltsverzeichnis entsprechend verändert. - Vgl. Hayn/Gotendorf III, 202. Deckel stärker berieben, zwei Tafeln mit Fehlstellen.

 

 

 

 

48     Hansen, Klaus. Ballbesitz ist Diebstahl. Köln, edition fundamental 1998. 4°. 43 S. Illustriert. Illustr. OPp. EURO 58,00

1. und einzige Ausgabe des schönen Handpressendrucks (Richard Müller), eines von 150 numerierten und im Impressum signierten Exemplaren. Konkrete visuelle Poesie des 1948 geborenen Wissenschaftlers (1. FC Köln) in einem tadellosen Exemplar.

 

 

49     Havel, Václav. vývoj herectví (visuelles Gedicht). IN: plamen '63/4. Neujahrsgruß. Faltblatt. (Prag, plamen 1963). 48 x 15,5 cm. Beidseitig bedruckt, gefaltet. Zweifarbiger Hochdruck auf Hadernpapier. EURO 180,00

Mit eigenhändiger Signatur des Politikers und Chefredakteurs der Zeitschrift 'plamen' Jiří Hajek (1913-1993), später Dissident und Sprecher der Charta 77. Das hier, auf diesem Neujahrsgruß der Zeitschrift abgedruckte Typogramm, gehört zu den frühen Zeugnissen der Konkreten Poesie des späteren Staatspräsidenten Havel (1936-2011). Weitere Gedichte von Ivo Štuka, Miroslav Jodl, Jan Beneš, A. Stubna, Rachil Baumvolová und S. Břehovský (viersprachig: Die hören gewöhnlich gut, die Augenklappen tragen). Die avantgardistisch angehauchte Zeitschrift (deutsch: Flamme) erschien 1959-1969; sie war an der Vorbereitung des Prager Frühlings beteiligt.- Unversehrt.

 

 

50     Heer, Friedrich - Gohde, Hermann (d.i. Friedrich Heer). Der achte Tag. Roman einer Weltstunde. Innsbruck Wien, Tyrolia 1950. 8°. 401 S. OHLn. Illustr. OUmschl. (Fritz Berger). EURO 78,00

1. Ausgabe des utopischen, im Wien des Jahres 2074 angesiedelten Schlüsselromans von Heer, der mit diesem Werk seinen Rahmen als katholischer Publizist weit überschreitet, einer der geistigen Urheber der Galerie nächst St. Stephan, hier mit Menschenzuchtanstalt, Wiener Kulturpalast, Künstlerarbeitslager und weiteren Betrachtungen. Das Pseudonym folgt dem Namen von Heers mütterlichem Großvater, der in Wien eine Buchbinderei betrieben hat (Adunka, Heer, S. 17). Der Gestalter des Umschlags ist der kriegsversehrte, gleichaltrige Tiroler Künstler Fritz Berger (1916-2002), Vater des bedeutenden Kameramanns Christian Berger. - Alte Widmung auf Vorsatz, Autorenname auf dem Titelblatt entschlüsselt, Umschlag oben mit kleinen Läsuren.

 

 

51     Hérold, Jacques - Sade, Marquis de. L'Aigle, Mademoiselle ... Lettres publiées pour la première fois sur les manuscrits autographes inédits avec une Préface et un Commentaire par Gilbert Lely. Frontispice gravé à l'eau-forte par Jacques Hérold. Paris, Georges Artigues 1949. 8°. XLVII, 220 (1). Unbeschnitten. OKt. EURO 480,00

Eines von 52 numerierten Exemplaren, mit der gleichfalls numerierten Originalradierung des aus Rumänien stammenden Surrealisten (Herold Blumer 1910-1987), der in Paris Constantin Brancusi und Yves Tanguy nahestand. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

52     Hesse, Hermann. Stunden im Garten. Eine Idylle. (Wien) Bermann-Fischer (1936). Quer 8°. 63 S. Illustr. OPp. OSchuber mit Deckelschild. EURO 48,00

1. Ausgabe, einer der ersten Titel im Wiener Exil des S. Fischer Verlags, im Todesjahr von Karl Kraus bei Jahoda & Siegel gedruckt. - WG 205. Titelrückseite mit kleinem Eignerstempel, sehr gutes Exemplar.

 

 

53     Homunkulus (d.i. Robert Weil). Der wunderschöne Emil. Wien, Löwit 1916. 8°. 39 (1) S. Farbig illustrierte OBr. (Franz Wacik). EURO 32,00

1. Ausgabe. In dieser Reihe erschienen ähnlich ausgestattete Broschüren mit den Programmen von Fritz Grünbaum, Beda (Fritz Löhner), Paul Morgan u.a. - Gutes Exemplar, seltener.

 

 

54     Horváth, Ödön von. Gesammelte Werke. Band I-IV (alles). Herausgeber Traugott Krischke und Dieter Hildebrandt. 3. verbesserte Auflage. (Frankfurt) Suhrkamp (1974-1978). 8°. OLn. OUmschl. EURO 58,00

Schöne Gesamtausgabe (Dünndruck) mit den grünen Umschlägen, die sämtliche Dramen, Prosa, Entwürfe etc. enthält. Krischke war seit 1969 als Nachlassverwalter federführend. - Sehr gutes Exemplar im OSchuber.

 

 

 

55     hosn rosn baa [Hosen Rosen Beiner - Knochen]. friedrich achleitner, h.c. artmann, gerhard rühm. (Wien Stuttgart Zürich Frick 1959). 20 x 19 cm. 160 S. OPp. Mit den Scherenschnitt-Portraits der Dichter (Entwurf Achleitner). EURO 120,00

1. Ausgabe. Mit dem Vorwort (Drei Dichter entdecken den Dialekt) von Heimito von Doderer. Die erste Manifestation der Wiener Gruppe außerhalb ihres Zirkels. - WG 38 (Artmann). Leichte Gebrauchsspuren, selten.

 

 

56     Huxley, Aldous. Eyeless in Gaza. London, Chatto & Windus 1936. 8°. 3 Blatt, 619 (1) Seiten. OLn. Kopffarbschnitt. EURO 68,00

1. Ausgabe des großen Romans aus der englischen Oberschicht, zeitlich von den Neunzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts bis in die Dreißiger des zwanzigsten angelegt, mit autobiographischen Anklängen zwischen Krieg und Pazifismus, vielleicht sein bestes Buch. - Gutes Exemplar mit geringen Lagerspuren.

 

 

 

57     Huxley, Aldous. Geblendet in Gaza. Roman. Übersetzt von Herbert E. Herlitschka. München, Piper (1953). 8°. 538 S. 3 Bl. OLn. EURO 38,00

1. deutsche Ausgabe, mit eigenhändiger Widmung des Übersetzers (1893-1970) im Erscheinungsjahr an Brigitte B. Fischer, die Tochter des Verlegers. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

58     Immendorff, Jörg. Aualand (Ausstellungskatalog). Teil 1: 1965 - 1984, 6. September - 11. Oktober. Teil 2: 1985 - 2003, 14. Oktober - 29. November 2003. Berlin, Contemporary Fine Arts 2003. 4°. (36) S. mit Abbildungen, (16) S. Text eingeheftet. Illustr. OBr. EURO 35,00

1. und einzige Ausgabe, mit Wiedergabe von Immendorff, Jonathan Meese, Daniel Richter und Jan-Hendrik Wentrup im Gespräch. Text deutsch und englisch. Auf einer Abbildung ist Martin Kippenberger in Gesellschaft Albert Oehlens, Immendorffs u.a. zu erkennen. - Sehr gutes Exemplar.

 

 

59     Ingold, Felix Philipp. Gegengabe zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern. (Basel Weil am Rhein, Engeler März 2009). Breit 8°. 712 S. mit Abbildungen OLn. OUmschl. (= Sammlung Urs Engeler Editor 74). EURO 88,00

1. Ausgabe einer kleinen Auflage dieses Folgewerks von 'Wortnahme' in einem getrüffelten Exemplar: Impressum von Ingold, dem Verleger und Marcel Schmid, dem Gestalter, eigenhändig signiert; Titelblatt mit mehrfarbiger eigenhändiger Widmung des 1942 geborenen Dichters an Al(exander) Nitzberg. Im November 2009 erschien bereits eine 2. Auflage. - Unversehrtes Exemplar.

 

 

 

 

60     Israel - Für das Recht Israels auf staatliche Existenz. Flugblatt Wiener Intellektueller. Einseitig bedruckt. Datumsstempel. (Wien) 30.5.1967. 4°. EURO 78,00

'Angesichts der drohenden Gefahr eines Krieges zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn fühlen sich die Unterzeichneten von ihrem Gewissen gedrängt, ihre Stimme für die Verteidigung des Friedens zu erheben ... In beiden Lagern gibt es Kräfte des Friedens. Diese zu ermuntern ist die Aufgabe aller Menschen, denen der Friede der Welt am Herzen liegt ...'. Im Druck unterzeichnet von Gunther(!) Anders, Otto Basil, Franz Th. Csokor, Georg Eisler, Ernst Fischer, Bruno Frei, Carry Hauser, Stella Kadmon, Hans Lebert, Gerda Rothmayer (d.i. Gerda Freistadt), Viktor Slama, Heinrich Sussmann u.a. 'Wer die Existenzberechtigung Israels direkt oder indirekt in Frage stellt, macht sich im Sinne des UNO-Beschlusses der Aggression schuldig.'. - Am 5.6. begann mit dem Sechstagekrieg die dritte Auseinandersetzung nach dem Unabhängigkeitskampf von 1948 und der Suezkrise 1956 zwischen Israel und seinen Nachbarn. - Lagerspuren, selten.

 

 

61     Jahnn, Hans Henny. Armut, Reichtum, Mensch und Tier. Ein Drama. München, Weismann (1948). 8°. 128 S. OKt. (Hans Hermann Hagedorn). EURO 78,00

Erster Druck der 1. Ausgabe, Ende 1947 ausgeliefert, vom Verfasser wegen zahlreicher Fehler zurückgezogen, später erneut mit 30 Seiten gekürzter Paginierung erschienen. - WG 12; Meyer 8; Raabe 10. Gutes Exemplar.

 

 

62     (Jalkotzy, A[lois]). Dein Weg! (Bilder von Lili Réthi). Wien, Jungbrunnen 1927. 15 x 15 cm. [32] Blatt mit Illustrationen. OBr. EURO 38,00

1. Ausgabe. Nach Format und Aufmachung Gerlachs Jugendbücherei in Neuer Sachlichkeit nachempfunden, als Einführung in die Gedankenwelt der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gedacht (Arbeiterjugend, Freie Schule - Kinderfreunde, Konsum, Arbeitersänger, Naturfreunde, Abstinentenbund, Parteipresse, Schutzbund u.a.), bemerkenswert typographisch gestaltet. Beiliegt Blankozettel 'nahm teil an unserer feierlichen Jugendweihe', faksimiliert signiert von Max Winter. Jalkotzy (1892-1987) war Pädagoge, Gründer des Verlags, Erster Sekretär der Kinderfreunde, Direktor in Eggenburg, Mappe der Menschlichkeit etc. Réthi (1894-1969) war Illustratorin des 'Bücherkreis' und ist später in die USA emigriert. - Heller Welt 1090; Little Allies; Schönes Exemplar, nicht häufig.

 

 

 

63     Jandl, Ernst u.a. - Neue Wege. Jahrgang IX. Nr. 94. März 1954. Kulturzeitschrift junger Menschen. Hrsg. Theater der Jugend. Wien, Theater der Jugend 1953. 4°. 36 S. Illustr. OBr. (Theobald Schmögner). EURO 38,00

Mit Erstdrucken von Ernst Jandl, H.G.Adler über Franz Baermann Steiner und von diesem, Andreas Okopenko (über diese Zeitschrift), Friedrich Polakovics, Alfred Gong, Theodor Sapper u.a. - Gutes Exemplar.

 

 

64     -, -. Jahrgang IX. Nr. 96. Mai 1954. Ebenda. 4°. 36 S. Illustr. OBr. (Gerhard Swoboda). EURO 38,00

Mit Erstdrucken von Ernst Jandl, Andreas Okopenko, Karl Löbl über moderne Musik, Walter Buchebner, Gerhard Amanshauser u.a. - Gutes Exemplar.

 

 

65     Jean Paul. Hesperus oder 45 Hundposttage. Eine Lebensbeschreibung. Erstes (bis Viertes) Heftlein. Dritte, verbesserte Auflage. 4 Bände. Berlin, Reimer 1819. Kl. 8°. 422, 352, 371, 272 S. HLdr. der Zeit. Marmorierte Vorsätze. EURO 180,00

Mit Erstdruck des eigenen Vorworts zu dieser Auflage (letzter Hand), nebst jenen umfangreichen zu den Ausgaben von 1795 und 1798. Erstmals mit Tilgung des Fugen-S der Doppelwörter (schon im Titel), worauf er im Vorwort ausführlich eingeht. Berend 4c. - Einbände nachgedunkelt, innen kaum stockfleckig.

 

 

 

66     Jelinek, Elfriede. Burgtheater [Programmheft der Uraufführung]. Bonn, Bühnen der Stadt 1985. 8°. (28) S. mit Abbildungen. OBr. (= Bühnen der Stadt Bonn, Spielzeit 1985/86). EURO 48,00

1. und einzige Ausgabe zur Uraufführung ihres Stückes am 10. November erschienen. Satirische Behandlung der Tätigkeit von Paula Wessely und Attila Hörbiger in der Wiener Weihestätte am Ring, Regie Horst Zankl. Reich illustriert und mit längeren Passagen aus Jelineks Werken und ihrem Text 'Ich schlage sozusagen mit der Axt drein'. Paul Kruntorad hatte während seiner Tätigkeit als Chefdramaturg hier 1982 'Clara S.' zur Aufführung gebracht, Peter Eschberg weiter österreichische Erstaufführungen begleitet. Die Hauptrolle spielte Carmen-Renate Köper, Eschbergs Frau, die schon in Clara S. mitgewirkt hatte. Redaktion des Heftes Karl Baratta. - Kleiner Stempel der 'Kulisse' in Bonn.

 

 

67     Jelinek, Elfriede. Gier. Ein Unterhaltungsroman. (Reinbek bei Hamburg) Rowohlt (2000). 8°. 461 (1) S. OLn. OUmschl. (Klaus Detjen). EURO 120,00

1. Ausgabe, mit der charakteristischen, eigenhändigen Signatur der 1946 geborenen Nobelpreisträgerin auf dem Titelblatt. Die hintere Umschlagklappe mit einem Brustbild der bedeutenden Dichterin, aufgenommen von Isolde Ohlbaum. - Sehr gutes, frisches Exemplar.

 

 

 

68     Jelinek, Elfriede. Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften. Wien München, Sessler (1980). Schmal 8°. 54 S. Titelportrait. OBr. (= Der Souffleurkasten). EURO 30,00

1. Ausgabe, mit dem Vorwort von Harald Irnberger. Dieses erste Theaterstück der Nobelpreisträgerin war im Vorjahr beim Steirischen Herbst uraufgeführt worden. - Tadelloses Exemplar.

 

 

69     Kästner, Erich. Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke. Ein Taschenbuch. Enthält alte und neue Gedichte des Verfassers für den Hausbedarf der Leser. Nebst einem Vorwort und einer nutzbringenden Gebrauchsanweisung samt Register. Basel Wien Mähr(isch)-Ostrau, Atrium-Verlag (1936). Kl. 8°. 222 S. OLn. EURO 150,00

1. Ausgabe der zweiten originalen Veröffentlichung des von Kurt Maschler (1898-1986) am 1. März 1935 in Basel gegründeten Verlags zur Verbreitung des in Deutschland Verbotenen. - Hatry 15; DEA 2740; Lohse 2138; WG 20. Entgegen den Angaben bei Zonneveld 2-23 nicht in Biel bei Schüler, sondern in Prag bei Mercy gedruckt (wie nahezu zeitgleich die letzten beiden Bände von Kafkas 'Gesammelte Schriften'), 'Copyright 1936 by Julius Kittls Nachf., Keller & Co., Mährisch-Ostrau'. Kittl zeichnete auch für den Vertrieb verantwortlich. Etwas gebleicht.

 

  

 

70     Kästner, Erich. Gesang zwischen den Stühlen. Stuttgart Berlin, Deutsche Verlags-Anstalt (1932). Ca. 21:18,5 cm. Umschlagzeichnung und Vignetten von Erich Ohser. 109 (1) S. 1 Blatt. Farbig illustr. OEnglbr. EURO 78,00

1. Ausgabe. - Zonnefeld 2-17; WG 15. Kanten etwas berieben.

 

 

71     Kosel, Hermann Cl(emens). Kosel-Album. Dritte [und letzte] Folge. Wien, Gerlach & Wiedling 1914. 8°. 4 Bl. (72) Tafeln. Privater Halbleinenband. EURO 150,00

Hermann Clemens Kosel (1867-1945) war ein österreichischer Schriftsteller, Maler, Graphiker und Fotograf. Er verbesserte und propagierte den Gummidruck, redigierte Photo-Sport, beschäftigte in seinem Atelier bei der Urania über 20 Mitarbeiter und wurde 1911 Hofphotograph. Sein erstes Album mit reproduzierten Fotographien erschien 1906. Dieses letzte enthält verkleinerte Porträts aus der Aristokratie in Buchdruck: die spätere Kaiserin Zita, den später ermordeten Außenminister Graf Berchtold, (Maria von) Reitzes (deren Mann mit Berchtold in montenegrinischer Verbindung stand), weiters Helene Kann, die Gefährtin von Karl Kraus, Anna Sacher u.a. - Hochreiter-Starl II, 139; vgl. ÖBL 4,143f. Insgesamt gut. Alle Kosel-Alben sind selten.

 

 

 

 

72     Kubin, Alfred (1877-1959). (Der Bibliophile). Originalkreidelithographie, eigenhändig signiert. (Wien, Neue Galerie O. Nirenstein 1924). 70 x 50 cm. EURO 850,00

Nach Raabe 239 von Otto Kallir Nirenstein für eine Buchausstellung des Rikola Verlags im Lenbachhaus, München in 50 Exemplaren hergestellt, rechts unten signiert in Bleistift "Kubin". Der Künstler könnte bei diesem Portrait sich selbst oder Friedrich Eckstein im Sinn gehabt haben. – Leichte Gebrauchs-, bzw. Lagerspuren. Sehr selten.

 

 

73     Kubin, Alfred. Abenteuer einer Zeichenfeder. Mit Einführung von Max Unold. München, Piper 1941. 4°. 30 S., 60 Tafeln. Illustr. OHLn. EURO 48,00

1. und einzige Ausgabe, mit Gedichten von Hans Carossa und Richard Billinger zum 50. Kubins (1927). - Marks A 190; Horodisch A 65; Raabe 598. Recht gutes Exemplar.

 

 

74     - Kapsreiter Mayr, Maria. Die Schneebäurin. Mit einer Zeichnung von Professor Alfred Kubin. (Schärding, Privatdruck 1955). 8°. 1 Bl. 10 S. OBr. EURO 48,00

Mit der gleichnamigen Strichätzung als Titelzeichnung. Text hektographiert. Der Industrielle Gustav und seine Frau Maria Kapsreiter in Schärding waren Gönner Kubins. - Raabe 771. Selten.

 

 

 

75     Miller, Arthur. Der Tod des Handlungsreisenden. Zwei Akte und ein Requiem. (Frankfurt am Main) S. Fischer 1950. 8°. Üs. Katrin Janecke. 124 S. OEnglbr. EURO 25,00

1. deutsche Ausgabe von Millers erfolgreichstem Stück, Death of a Salesman, bereits im Jahr nach der Uraufführung und dem Pulitzer Preis in zweitausend Exemplaren erschienen. - Vortitel mit eigenh. Besitzvermerk des Journalisten, Schriftstellers und Dramaturgen Friedrich Langer (1922-2002).

 

 

76     Milne, A.A. The Christopher Robin Birthday Book. Compiled by A.A. Milne. Decorated by E.H. Shepard. London, Methuen (1930). 8°. VII, 215 S. Illustr. OLn. EURO 120,00

1. Ausgabe, schönes Exemplar. Mit wenigen, zarten Eintragungen von Geburtsdaten eines aristokratischen Haushalts in Wien (Auersperg).

 

 

 

77     Montaigne, Michel de. Essais de Michel de Montaigne, avec les notes de tous les commentateurs. 5 Bände (alles). Paris, Lefèvre 1823. 8°. Titelportrait nach Cocazkis von Tardieu. Halblederbände der Zeit mit reicher Rückenvergoldung. EURO 180,00

Ordentliches Exemplar der guten Gesamtausgabe. - Rücken teilw. stärker berieben.

 

 

 

78     Müller, Robert. Das Inselmädchen. Novelle. München, Roland-Verlag A. Mundt 1919. 8°. 58 S. 3 Bl. OBr. mit Deckelschild, OUmschlag (F.H. Ehmke). (= Die neue Reihe 14). EURO 98,00

Die seltene 1. Ausgabe in der Originalgestalt, mit dem bedruckten Umschlag, in dessen Mitte längere Texte über den Verfasser zitiert sind, u.a. von Hermann Bahr; verso Anzeige von 'Die Dichtung' (Wolf Przygode). Montiertes, bedrucktes Fähnchen: Die nachfolgenden Werke, bisher Roland-Verlag ... erscheinen jetzt im: Verlag 'Die Schmiede'. - Raabe/HB 216.9. Umschlag minimal schadhaft wie meist.

 

 

79     Muthesius, Hermann. Die Schöne Wohnung. Beispiele neuer deutscher Innenräume. München, Bruckmann 1922. 4°. XV, 237 S. mit zahlreichen Abbildungen. OHLn. EURO 78,00

1. Ausgabe. Mit Beispielen gestaltet von Ludwig Troost, Bruno Paul, Lucian Bernhard, Robert Oerley, Otto Prutscher, Josef Hoffmann (Primavesi), Richard Teschner, Paul Mebes, Heinrich Tessenow, Else Wenz-Vietor und Hermann Muthesius.

 

 

80     Nigrin, Ada - Aufricht, Viktor. Es sind verwunschene Dinge in uns ... (Wien Leipzig, Leonhardt-Verlag 1919). 8°. 67 S. 1 Blatt. Illustr. OKt. mit Deckelschild. EURO 25,00

1. und einzige Ausgabe der zweiten Buchveröffentlichung des jungen Lyrikers, geb. 1896, der wohl nach England ins Exil gehen sollte, in der Ausstattung (Einband, Titel, Zwischentitel) der vielbeschäftigten Prager Kunstgewerblerin Ada Nigrin (geb. Maffersdorf 1889), die u.a. als erste Frau eine Ausstattung für die Wiener Oper schaffen sollte, für Richard Strauss' 'Schlagobers' (1924). Wie Nigrin hat Aufricht, Kaufmann und Dichter, Spuren - von Beiträgen im 'Anbruch', einer Wohnungsgestaltung durch Josef Frank (Rennweg 5, erbaut von Otto Wagner, wo auch Gustav Mahler gewohnt hat) bis zur Zusammenarbeit mit Franz Mittler - hinterlassen, doch sind diese verweht. Der Zyklus 'Lieder der Jahreszeiten' ist Harry Walden, der sich damals in Wien aufgehalten hat, gewidmet.

 

 

 

81     Oberhuber, Oswald / Kristian Sotriffer. Beispiele. Österreichische Kunst von heute. Wien München, Edition Tusch im Verlag Schroll (1971). 4°. 89 S. mit zahlreichen Abbildungen. OPp. Illustr. OUmschlag (Oswald Oberhuber). EURO 40,00

1. und einzige Ausgabe des aus Künstlersicht verfassten Überblicks der beiden fast gleichalten Südtiroler über Gegenwartskunst, meist mit Selbstdarstellungszitaten und guten Abbildungen von Marc Adrian, Attersee, Bruno Gironcoli, Haus-Rucker Co, Hans Hollein, Maria Lassnig, Robert Lettner, Hermann Painitz, Walter Pichler, Arnulf Rainer, Erwin Thorn, Martha Jungwirth (noch mit 'Wirklichkeiten') u.a. - Gute Exemplare sind nicht mehr häufig.

 

 

 

82     Österreich Ungarn 1899 - Handbuch des Allerhöchsten Hofes und des Hofstaates seiner K. u. K. Apostolischen Majestät für 1899. Wien, Staatsdruckerei (1898). Gr. 8°. XXIX, 439 S. Geprägtes rotes OLn. EURO 78,00

Schönes Exemplar des seit 1886 so erscheinenden Schematismus des Hofstaates von Franz Joseph I. sowie von Stephanie, der Witwe Kronprinzen Rudolfs. Mit den Stäben, Garden und Diensten, Sammlungen, Orden- und Ehrenzeichen, Kammer- und Hoftitel, mit Namensregister erschlossen.

 

 

83     - Dasselbe, für 1916. Wien, Staatsdruckerei (1916). Gr. 8°. XXIX, 439 S. Geprägtes rotes OLn. EURO 98,00

Schönes Exemplar.

 

 

84     Plakate - Galerie der Strasse. 10 Jahre Plakatwertungsaktion des Kulturamtes der Stadt Wien. Wien, Verlag für Jugend und Volk (1961). 4°. 8 Blatt Text und 69 (1) Seiten mit 211 teilweise farbigen Abbildungen, 1 Blatt. OLn. EURO 120,00

Reich illustriertes Zehn-Jahres-Résumé der segensreichen Initiative des Kulturamts der Stadt Wien, Redaktion Robert Waissenberger, mit Geleitwort von Hans Mandl, Vorwort von Viktor Griessmaier, 1959-1968 Direktor des Museums für angewandte Kunst, und Abbildungen der prämierten Plakate von Josef Autherid, Willi Bahner, Maria Bilger, Wilhelm Donnhofer, Tino Erben, Otto Exinger, Hans Fabigan (25 Abb.), Walter Hofmann, Wilhelm Jaruska, Hermann Kosel, Johannes Peter Perz, Celestino Piatti, Hans Robert Pippal, Epi Schlüsselberger, Kurt Schwarz, Viktor Th. Slama u.v.a. - Durch Register erschlossen. Fliegender Vorsatz mit Bibliotheksstempel der indischen Botschaft, selten.

 

 

85     Polgar, Alfred. Bewegung ist alles. Novellen und Skizzen. Frankfurt, Rütten & Loening 1909. 8°. 1 wBl. 3 Bl. 148 S. 2 Bl. Verlagsanzeigen. Halblederband der Zeit, Deckel und Vorsatz mit Kleisterpapier bezogen. EURO 70,00

1. Ausgabe der hübschen Geschichten mit autobiographischer Note aus dem Leben von Jung-Wien, als er mit Robert Musil und Ea von Allesch unterwegs war. - WG 4. Etwas berieben.

 

 

 

86     Rackham, Arthur - Barrie (James Matthew). Peter Pan im Waldpark. Mit 16 farbigen Illustrationen von (Arthur) Rackham. Frei ins Deutsche übertragen von J(rmgard) Funcke. Weimar, Gustav Kiepenheuer 1911. 8°. 98 S. 1 Bl. und 16 Tafeln. Grünes OLn. mit goldfarbener, erhabener Deckelvignette. EURO 78,00

1. deutsche Ausgabe des legendären Kinderbuchs, dessen Original fünf Jahre zuvor, gleichfalls von Rackham illustriert, erschienen war. - Bilderwelt 2301; Ries S. 792.2; Doderer I, 108 u.a. Bei 8 Seiten schlägt der Text (der Rückseite) durch, insgesamt gutes, festes Exemplar.

 

 

 

87     Raimund, Ferdinand. Sämtliche Werke. Herausgeber Fritz Brukner und Eduard Castle. Historisch-kritische Säkularausgabe. 6 Bände in 7 Bänden. Wien, Schroll 1924-1934. Kl. 8° und quer 8°. Blaues OLn. EURO 380,00

Die seltenste der 3 großen Schrollausgaben (Anzengruber, Nestroy, Raimund), der bedeutenden patriotischen Projekte in Wien nach dem Ersten Weltkrieg. - Hagen 1; WG 14; Goedeke XI, 335,12. Gutes Exemplar, der gern fehlende letzte Band enthält die von Alfred Orel herausgegebenen Märchendramen in den ursprünglichen Vertonungen; abweichendes Format, Noten und farbige Wiedergaben von Bildern aus Bäuerles Theaterzeitung. Dieser letzte Band mit dem sehr seltenen Originalumschlag.

 

 

88     (Rudolf, Kronprinz von Österreich und Ungarn, 1858-1889). Fünfzehn Tage auf der Donau. Wien, Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei 1878. 8°. XI,310 S. 1 wBlatt (und Vorsätze) Graue Originaldeckel schwarz bedruckt, Rücken mit altem Leinenstreifen. EURO 2 800,00

1. und einzige Ausgabe, mit eigenhändigem Namenszug des Kronprinzen, fest in schwarzer Tinte. Auf dem vorderen Deckel der handschriftliche Namenszug "[Eduard Graf] Clam Gallas [1805-1891]". -Der zwanzigjährige Rudolf schrieb 'Fünfzehn Tage auf der Donau' nach einer Reise, die er mit Alfred Brehm (1829-1884) und Eugen von Homeyer (1809-1889) in ornithologischer Absicht, jagdtechnisch von seinem Schwager Leopold von Bayern (1846-1930) und dem befreundeten Grafen Karl Albert Graf Bombelles (1832-1889), sowie dem Präparator Eduard Hodek (und Sohn) in die Fruska Gora / Fruschkagora (des Grafen Rudolf Chotek) unternommen hatte. Er schildert in dieser anonym, nur für Hofmitglieder erschienenen Schrift die ungarischen Auen vor der Donauregulierung und gibt einen Eindruck der Tier- und Pflanzenwelt. Die Anonymität blieb nicht gewahrt, weil der Kronprinz dieses Buch seinen Freunden schickte, und voll Stolz angab, selbst der Autor zu sein (Brigitte Hamann). Im selben Jahr erschien im 'Neuen Wiener Tagblatt' eine fünfseitige Rezension über sein Erstlingswerk. Auch das Vereinsblatt für Ornithologie brachte einen Abdruck. Er wurde auf Grund dieser Leistung zum Ehrenmitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt. - Rudolf, crown prince of Austria wrote the 'Fortnight on the Danube' on the occasion of a journey he took with Alfred Brehm and Eugen Homeyer. The book describes the Hungarian meadows/ floodplains before the Vienna Danube regulation and gives an impression of the fauna and flora. It was published anonymously by the imperial court- and state printers and intended only for members of the royal family. But in the same year two reviews were published, one in a daily paper and one in an ornithology journal. Because of his achievement, Rudolf was appointed honorary member of the Royal Academy of Sciences. - Etwas fleckig.

 

 

 

89     Scheible, J(ohann), Hrsg. Die Fliegenden Blätter des XVI. und XVII. Jahrhunderts in sogenannten Einblatt-Drucken mit Kupferstichen und Holzschnitten. Zunächst aus dem Gebiete der politischen und religiösen Caricatur. Aus den Schätzen der Ulmer Stadtbibliothek. Stuttgart, Scheible 1850. Kl. 8°. 334 S. Mit allen 88 Tafeln. Halbleder der Zeit. EURO 140,00

1. Ausgabe. Nach Gründung der illustrierten Zeitschrift 'Die fliegenden Blätter' 1845 hier die vom Verleger Scheible (1809-1866) herausgegebenen Vorgänger, reich illustriert mit teils gefalteten Lithographien (gelegentlich etwas eingerissen). Der Herausgeber, erster Verleger von Edgar Allen Poe in Deutschland, verrät auch hier seine Vorliebe für Magie und Satire, nicht ohne antisemitische Elemente hinsichtlich des Wirtschaftslebens. - Hayn/Gotendorf I, 375. Rücken berieben, Deckel beschabt, etwas fleckig.

 

 

 

 

 

 

90     Schnitzler, Arthur. Lieutenant Gustl. Novelle. Illustriert von M. Coschell. Berlin, S. Fischer 1901. 8°. 80 S. Illustr. OKt. (Moritz Coschell). EURO 120,00

Die 4. Auflage noch im Jahr der 1. Ausgabe. Deckel mit Namenszug "Festetits 1901". - Allen B 18.2; WG 11. Im Originaleinband selten.

 

 

91     Schnitzler, Arthur. Leutnant Gustl. Novelle. Berlin, S. Fischer 1926. 8°. 77 (1) S. mit 17 Illustrationen von M(oritz) Coschell (Kochel), 5 Blatt Verlagsanzeigen. Illustr. OPp. (= Fischers illustrierte Bücher). EURO 38,00

Allen B18.5. Geringfügig unfrisch.

 

 

92     Schöpke, Philipp (1921-1998). o.T. (Familie mit zwei Kindern). Radierung 1968, eigenhändig signiert und datiert. 17,5 x 22,8 (Bild) 40 x 30 cm (Blatt). Mit Farbstift koloriert. EURO 380,00

Schöpkes (1921-1998) transparenten Figuren mit Offenlegung der Organe, üppigem Haupthaar und großen Zähnen, haftet Wildes an; seit den Fünfzigerjahren war er fest in Gugging, seit Beginn der sechziger Jahre von Leo Navratil betreut. - Abgebildet in Navratil, Die Künstler und ihre Werke. Gugging 1946-1986 (1997) S. 580, allerdings schwarzweiß und mit 1969 datiert. Unser Blatt im weißen unteren Rand mit 8 numeriert. Die Mappe Psychopathologische Kunst ist 1969 mit 10 anonymen Radierungen erschienen. - Links oben im weißen Rand leicht fleckig. Selten.

 

 

93     Sporck, Franz Anton Graf von - Benedikt, Heinrich. Franz Anton Graf von Sporck (1662 - 1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien, Manz 1923. 8°. 2 Bl., 471 S. Faltblatt, 40 Tafeln. Kopfgoldschnitt. Rotes Leder mit Goldprägung, signiert André. EURO 98,00

1. und einzige Monographie des Kunstmäzens, Verlegers und bedeutenden Waidmanns in Böhmen, der an Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi u.a. angestreift ist. Eines von 1000 numerierten Exemplaren. - Sehr gutes Exemplar. Selten.

 

 

 

94     Torberg, Friedrich. Die Mannschaft. Roman eines Sport-Lebens. Leipzig M[ährisch]-Ostrau, Kittl (1935). 8°. 604 S. OLn. EURO 750,00

1. Ausgabe des Wasserballerromans, mit autobiographischen Zügen (er war mit Hagibor Prag 1928 tschechischer Meister geworden). - Mit eigenhändiger Widmung des Verfassers (1908-1979) "für Lou und Hanns Eisler herzlichest Torberg Juni 1937". Weiters: "Dieses Exemplar eines seit 1938 vergriffenen Jugendwerks des allzu früh verstorbenen Autors wurde während des russisch-amerikanischen Kaltkriegs aus dem Verkehr gezogen und durch einen befreundeten New Yorker Buchhändler dem Autor zugeleitet, damit ihn die 1937 in Prag an ein prominentes Kommunisten-Ehepaar gerichtete Widmung nicht gefährdet. Die obige Widmung wird hiermit gelöscht [unterstrichen] und durch eine andere, womöglich noch gefährlichere ersetzt, und zwar an [unterstrichen:] PJOTR GUGEWITSCH GELLER Tenente der loyalistischen Armee (Internat. Brigade) im Spanischen Bürgerkrieg etc. etc. [hochgestelltes x] zu seinem 55. Geburtstage am 6. November 1960, begangen und gegeben zu Wien, wenige Jahre nach der sowjetischen Okkupation und wenige Kilometer vom Eisernen Vorhang, mit allen guten Wünschen. Torberg / x) Hiezu vgl. die Akten und Verhörsprotokolle der Politischen Fremdenpolizei Zürich aus dem Jahre 1939, Kaspar-Escher-Haus, Kriminalkommissar Mayer IV.". In mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte, bekenntnishafte Widmungen, in dieser Kombination einmalig. Bekanntlich verkehrte der junge Torberg im offenen Haus der Familie Jolesch, wo er auch mit ihrem Neffen Franz (1898-1961) und dessen Frau Anna Luise (geb. Gosztonyi, 1924/5 mit György Anton Boschan [1895-1944] verheiratet, 1906-1998), die Franz am 7. Januar 1927 in zweiter Ehe geheiratet hatte, zusammengekommen ist. Sie nannte sich „Lou“ und sollte ab 1934 zur ständigen Begleiterin des Komponisten Hanns Eisler werden, den sie - von Egon Erwin Kisch in Berlin eingeführt, im Romanischen Café zusammen mit Brecht Mühsam und Lukacs kennengelernt hatte - der Widmung widersprechend, erst am 7. Dezember 1937 in Prag ehelichen sollte. Die Ehe mit Jolesch war 1935 gelöst worden. 1942, als Nachbarn von Thomas Mann in den Pacific Palisades, gab es ein Wiedersehen, ehe sich ihre Wege weltanschaulich endgültig getrennt haben. Als fragende 'Lieblingsnichte Louise' hat Lou Eisler, später mit Ernst Fischer verheiratet, 1975 noch Eingang in die Krautfleckerl-Episode der Torbergschen 'Tante Jolesch' gefunden. Die ausführliche Widmung von 1960 ist an den 1905 geborenen, mittleren Sohn des (Verlags-)Buchhändlers Hugo Heller gerichtet, der bei den Nürnberger Prozessen als Übersetzer für das 'Office of War Information' tätig war und der, wie Lernet-Holenia, Doderer, Marcel Faust, Heinz Politzer, Ludwig Münz u.a., ab 1954 dem 'kümmerlichen Rest einstiger Herrenhofianer' (Milan Dubrović), die sich um den zurückgekehrten Torberg scharten, angehörte. - WG 4; DEA 5943; Vgl. Torberg 'Kaffeehaus war überall' (mit seinen Briefen an Peter Heller) und, zur Anspielung auf die Zürcher Episode, seine Briefe an Willi Schlamm in 'Eine tolle, tolle Zeit'. - Gebrauchs- und Lagerspuren.

 

 

 

95     Torberg, Friedrich. Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. München Wien, Langen Müller (1975). 8°. 334 S. 1 Blatt. OLn. Illustr. OUmschl. (Peter Schimmel). (= Gesammelte Werke in Einzelausgaben VIII). EURO 180,00

Die seltene 1. Ausgabe der klassischen Erzählungen aus dem Prager und Wiener Milieu, im März erschienen. Nach langen Jahren der Forschungsarbeit und Korrespondenz mit Exilpragern und -wienern, ist Torberg (1908-1979) mit diesem Titel sein erster großer, anhaltender Verkaufserfolg gelungen. Mit eigenhändiger Widmung, "Für Peter Weiser, dem Betreuer der Wiener Buchpremière, in alter Freundschaft / Torberg / Wien, 22.IV.1975". Der Journalist (1926-2012), der beim amerikanischen Sender 'Rot-Weiß-Rot' mit Ingeborg Bachmann zusammengearbeitet hatte (Die Radiofamilie / Familie Floriani), war von 1961-1977 als Generalsekretär für das künstlerische Programm des Wiener Konzerthauses verantwortlich. - Leichte Gebrauchsspuren.

 

 

 

96     Torberg, Friedrich. Voreingenommen wie ich bin. Von Dichtern, Denkern und Autoren. München, Langen Müller 1991. 8°. 212 S. OLn. Illustr. OUmschl. (= Gesammelte Werke in Einzelausgaben XIX). EURO 78,00

1. und einzige Ausgabe, mit eigenhändiger Widmung "für Robert Dachs - durch meine Unterschrift entwertet ..." von Marietta Torberg, der Mitherausgeberin und Witwe des Dichters. Wer sich mit dem Klischee, Torberg habe etwas gegen Brecht gehabt, ihn gar verhindert, in Österreich aufgeführt zu werden anhängt, kann sich hier in einem Aufsatz aus dem Jahr 1968 belehren lassen. - Sehr gutes Exemplar mit zwei Anstreichungen.

 

 

 

97     Tucholsky, Kurt - Prospekt des Verlages Ernst Rowohlt in Berlin. Berlin, Rowohlt (1931). 8°. 4 Seiten. Faltblatt. EURO 35,00

Im Rahmen von Tucholskys Identitäten (Panter Tiger Wrobel Hauser) werden das 40. Tausend von Schloss Gripsholm (Wir verkaufen jede Woche 1700 Expl.) mit den Stimmen von Walter Hasenclever, Max Herrmann Neiße - das 10. Tausend von 'Lerne lachen ohne zu weinen' (mit Zitat 'An das Baby', Weinste / Lachste), das 25. Tausend von 'Mit 5 PS', das 26. Tausend von 'Das Lächeln der Mona Lisa' (Stimmen von Emil Ludwig und Ernst Toller euphorisch) sowie das 11. Tausend von 'Ein Pyrenäenbuch' beworben. - Faltspur.

 

 

98     Ungarn - Szilágyi, Sándor, Hrsg. A Magyar Nemzet Története (Geschichte der ungarischen Nation). 10 Bände (alles). Budapest, Athenaeum 1895-1898. Gr. 8°. OHLdr. EURO 350,00

Wertvolles, reich illustriertes Standardwerk, erschienen zur Tausendjahrfeier Ungarns (1896). Mit faksimilierten Dokumenten zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte noch heute von Nutzen. Komplett selten, schönes Exemplar, Rücken mit leichten Alterungsspuren. I: Vaszary, K. Magyarország a királyság megalapitásáig (Ungarn bis zur Gründung) - II: Marczali, H. Magyaraország története az árpádok korában 1038-1301 (Geschichte Ungarns zur Zeit der Arpaden) - III: Pór, Antal, Az Anjouk kora az Anjou ház és örökösei 1301-1439 (Das Haus Anjou und seine Erben) - IV: Franknói, V. A Hunyadiak és a Jagellók kora 1440-1526 (Das Zeitalter der Hunyadi und Jagiellonen) - V: Acsády, D. Magyarország három részre oszlásának története 1526-1608 (Geschichte des dreigeteilten Ungarn) - VI: Angyal, D. Magyarország története II. Mátyástól III. Ferdinánd haláláig (Geschichte von Matthias II. bis zum tode Ferdinand III) - VII: Marczali, H. Magyarország története I. Lipót és I. Jószef korában 1657-1711 (Geschichte Ungarns in der Zeit Leopold I. und Joseph I.) - VIII: Marczali, H. Magyarország története a Szatmári Békétöl a Bécsi Congressusig 1711-185 (Geschichte Ungarn von Karl III bis zum Wiener Kongress) - IX: Bakagy, G. A nemzeti államalkotás kora 1815-1847 (Die Zeit des Nationalstaates) - X: Beksics, G. u.a. A modern Magyarország 1848-1896 (Das Moderne Ungarn). Bernath 2784. Nicht eingehend kollationiert.

 

 

99     (Wiener Werkstätte) - Hohe Warte. I. Jahrgang. Heft 1 - 7 (von 24). Illustrierte Halbmonatsschrift für die künstlerischen, geistigen und wirtschaftlichen Interessen der städtischen Kultur. Wien Leipzig, Hohe Warte 1904/1905. Breit 4°. 144 S. Illustr. Originalhefte. EURO 580,00

Beiträge in dieser bedeutenden, von Joseph August Lux unter Mitwirkung von Josef Hoffmann, Alfred Lichtwark, Koloman Moser, Otto Wagner u.a. herausgegebenen Zeitschrift, von Peter Altenberg, Franz Messner, Hermann Muthesius, John Ruskin, Wilhelm Stekel, Max Winter u.a. Abbildungen (Einrichtungen) von Josef Hoffmann (Eine einfache bürgerliche Wohnung), Salon der Frau Hofrat B(erta), Z(uckerkandl), Englische Arbeiterkolonien / Gartenstädte, Modesalon der Schwestern Flöge, Wohnungselend u.a. Mit der Rubrik 'Gute moderne Erzeugnisse, und wo man sie kauft': Wiener Werkstätte, 'Kunst im Hause' (bei Miethke), Kunstschule für Frauen und Mädchen (Georg Klimt), Prag-Rudniker, Marietta Peyfuss, Bakalowits, Backhausen u.a. - Rennhofer S. 201. Heft 1 Deckel etwas fleckig, die übrigen gut, jeweils alter Exlibrisstempel. In den Originalheften und überhaupt seltener.

 

 

 

100   Zobernig, Heimo. Heimo Zobernig (Künstlerbuch / Ausstellungskatalog). (Köln, Achim Kubinski / Caroline Nathusius 1992). 4°. (16) S. mit farbigen Abbildungen. OBr. EURO 58,00

1. und einzige Ausgabe, begleitet seine Ausstellung im Sommer in Köln, gedruckt in Wien. Zeigt 7 Werke, rechts farbig abgebildet, links mit Text, darunter Helmut Draxler, Ferdinand Schmatz, Oliver Zahm, Moritz Küng und Isabelle Graw. - HZ1992-060. Sehr gutes Exemplar.

 

 

 

     

 

GEORG FRITSCH

 

PREISGABE XXXVII

 

Ein Bild, das Handschrift, Kalligrafie, Schrift, Entwurf enthält.

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Diese Widmung an Eva Rosenfeld hat Sigmund Freud 1927 in sein Exemplar Die Zukunft einer Illusion geschrieben. Wir haben am Ende des vergangenen Jahrhunderts ihren Nachlass in England erworben und 2001 den Katalog ROSENFELD (unsere Nummer 18), eine Familiengeschichte in Briefen Fotos Büchern Dokumenten herausgebracht, aus dessen Vorwort hier Passagen wiedergegeben werden. Dieser Katalog wird bei Davies/Fichtner, Freuds Bibliothek, London Tübingen 2006 im Literaturverzeichnis geführt.

 

Die Hauptfigur, deren Nachlass den Schwerpunkt dieses Kataloges bildet, ist die Psychoanalytikerin Eva Rosenfeld (1892-1977). Aus einem Brünn-Berliner Elternhaus gebürtig, kam sie 1911 nach Wien, wo sie sich dem Brünn-Wiener Zweig der Familie vermählte und 1927 mit Anna Freud und Dorothy Burlingham die Rosenfeld-Burlingham-Schule in ihrem Haus in Wien Hietzing, Wattmanngasse 11 begründete. Adolf Loos hatte das Haus eingerichtet (zu ihrem Mann Valentin Rosenfeld jun. siehe unten). [ ... ] Die Generation ihrer Eltern, 11 Söhne und Töchter von Josef Rosenfeld und seiner Frau Rosa, geb. Kolisch aus Koritschan (Mähren) bzw. Brünn, hatte sich auf dem Gebiet des Theaters in Berlin und New York Verdienste und Vermögen, bzw. in Wien großes Ansehen in der Rechtspflege erworben: Theodor und Carl Rosenfeld gehörten zu den Mitbegründern des Vereins ‘Freie Bühne’ in Berlin, Victor Rosenfeld (sen.) war ein prominenter Strafverteidiger in Wien (der auch in der Fackel gewürdigt wird. Deren Schwester Laura Henschel (in ihrem Haus wurde 1914 Jakob von Hoddis psychiatrischem Gewahrsam übergeben), gehörte dem Stefan-George-Kreis an, sie und ihr ältester Bruder Siegfried (Pseudonym Roderich Fels) sind schriftstellerisch hervorgetreten.

 

Mit Eva Rosenfelds Schwiegertochter Hilde Peiser/Palmer/Ross, erweitert sich der Rahmen auf deren Schwester Lilli Palmer, deren Vater Alfred Peiser Leibarzt von Wilhelm Fließ in Berlin gewesen ist. Valentin Rosenfeld hatte 1905 bis 1907 die Vorlesungen von Sigmund Freud besucht und mit Rudolf Olden eine Kanzlei in der Wipplingerstraße unterhalten, die gelegentlich Hugo Bettauer verteidigt hat. Er war von Jugend an Zionist, Wagnerianer, Funktionär der Hakoah, nach dem Krieg befreundet mit Wieland und Nike Wagner. 1928 hat ihm Fritz von Herzmanovsky-Orlando in der Erstausgabe von Der Gaulschreck im Rosennetz ein Kapitel gewidmet.

 

Das Haus der Rosenfelds in Hietzing war von 1936 bis 1938 diese erste Station im Exil des S. Fischer Verlags, dessen Eigentümer, Gottfried und Brigitte Bermann Fischer mit ihren drei Töchtern hier gewohnt haben. Nachdem wir die Bibliothek von Friedrich Torberg und Teile der Bibliothek von Franz und Hilde Glück übernommen hatten, hat sich unsere Beziehung zu Marietta Torberg vertieft und ein Anruf von Gisela Braun Fischer aus Zürich, der jüngsten Tochter des Verlegerehepaars, die knapp mit Schwestern und Kinderfrau im März 1938 einen Zug nach Prag erwischt hatte und später im Exil in Connecticut mit der etwas älteren Marietta Bellak befreundet war, hat unsere Verbindung zu den Erben Bermann Fischers hergestellt, deren Bibliothek in Camaiore wir wenig später übernehmen konnten.

 

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Aus der PREISGABE III mein Nachruf auf Victor Ross, den Sohn von Eva Rosenfeld

 

Ich habe nichts, und das geb ich nicht her

Ein Nachruf auf Victor Ross (1919-2021)

 

1969 kam Lisa Appignanesi (Elisabeth Bornstein) nach Wien, um Psychoanalyse vor Ort zu studieren und die Buchhandlung Dr. Goldschmidt zu besuchen, in der ich tätig war und die bis 2022 unter meinem Namen geführt wurde. In Montreal mit Leonard Cohen befreundet und mit dem Dichter Richard Appignanesi verheiratet, gründete sie später einen Verlag in London (mit Arnold Wesker und John Berger), heiratete den mittlerweile verstorbenen Psychoanalytiker John Forrester und agierte auch als Präsidentin des englischen PEN-Clubs. Mit Forrester hat sie ein Buch verfasst, das auf Deutsch 'Frauen um Freud' heißt, und ein Gespräch mit Victor Ross enthält, der sich hier erstmals ausführlicher über seine Mutter, die Psychoanalytikerin Eva Rosenfeld (1892-1977) befragen ließ. [...] Eva Rosenfeld war bald eng mit Anna Freud befreundet, ehe Dorothy Burlingham in deren Leben trat, von Sigmund Freud hochgeschätzt und 1927 mit der Aufgabe betraut, in der Wattmanngasse eine Gartenhütte als Volksschule einzurichten, die psychoanalytischen Erkenntnissen verpflichtet sein sollte. Sigmund Freuds Sohn Ernst, Privatschüler von Adolf Loos, gleichalt mit Eva Rosenfeld, Vater von Lucian Freud, hatte in Berlin die erste Wohnung des Verlegerehepaars Bermann Fischer eingerichtet. 1936 wurde das Haus Rosenfeld in Wien die erste Station der Familie Bermann Fischer auf ihrem Weg ins Exil, Eva Rosenfeld war mit Sohn Victor nach Holland und Frankreich ausgewandert, Valentin Rosenfeld [...] kümmerte sich um die Hakoah-Schwimmabteilung, Bayreuth und seine Goethe-Sammlung. 1938 wurden die Bibliotheken von Rosenfeld und Bermann Fischer von der Gestapo in die Obhut der Nationalbibliothek überführt. Sie konnten nach dem Krieg, zumindest was den Bermann Fischer Anteil betrifft, restituiert werden (Zwischenlager bei Prachner in der Kärntner Straße).

 

Victor Ross war mit einem Kindertransport in der Liverpool Street Station angekommen, seine Mutter praktizierte zuerst in Oxford, dann bis zu ihrem Tod in Swiss Cottage, nicht weit von 20 Maresfield Gardens, in derselben Straße wie die Brüder Wilhelm und Philipp Suschitzky (38a Boundary Road), deren Arbeiterbuchhandlung in Favoriten 1938 aufgelöst worden ist. Hans Eberhard Goldschmidt hatte am Beginn seines Exils in London bei Foyles mit Joseph Suschitzky ein Rare Book Department gegründet, war aber als enemy alien nach Australien verfrachtet worden, ehe er nach dem Krieg nach Wien zurückgekehrt ist, den Schönbrunn Verlag geleitet hat und sich 1958 mit meiner späteren Buchhandlung (1975-2022) selbständig machen konnte.

 

Victor Ross, der diesen Namen bei der Indian Army angenommen hatte, verfasste Arbeiten für BBC und Zeitungen, schrieb in der Nachfolge von George Mikes ein Buch (O, diese Engländer) und fungierte später als Chairman Europe von Reader's Digest und als Unternehmensberater. Näheres in 'Rosenfeld'. Eine Familiengeschichte in Briefen Fotos Büchern Dokumenten. Berlin Wien London. Antiquariat Fritsch. Katalog 18 (2001).

 

 Ein Bild, das Text, Mann, Menschliches Gesicht, Bart enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

 

Sigmund Freud hat Eva Rosenfeld zahlreiche ihm gewidmete Bücher aus seiner Bibliothek überlassen und ihr etliche seiner Publikationen eigenhändig gewidmet. Sie kann als Mitglied seiner erweiterten Familie angesehen werden. Anna Freud hat ihr in zahlreichen Briefen aus Tegel über ihren Vater Bericht erstattet. Anna Freud. Briefe an Eva Rosenfeld. Hrsg. Peter Heller, Basel Ffm 1994.

 

 

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